Samstag, 01.06.2024

Zum Tag der Organspende: Wenn Organspende ein emotionales Thema wird

„Der Tag der Organspende ist eine wichtige Gelegenheit, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit und den Wert von Organspenden zu schärfen", sagt Dr. Judith Hoppe, Oberärztin der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im St. Marien-Hospital Lüdinghausen und seit zwei Jahren Transplantationsbeauftragte der Klinik.

Dr. Judith Hoppe arbeitet als Transplantationsbeauftragte im St. Marien-Hospital.

„Es ist notwendig, dass die Menschen informiert sind und wissen, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten sollen." Die Organspende ist ein lebenswichtiges Thema, das viele Menschen betrifft und eine bedeutende Rolle im Gesundheitswesen spielt. „In Deutschland gilt die sogenannte Entscheidungslösung“, erklärt die Medizinerin, das bedeute, dass jeder Bürger seinen Entschluss für oder gegen eine Organspende zu Lebzeiten dokumentieren könne. Dies kann im Organspendenausweis, in einer Patientenverfügung oder seit März 2024 im zentralen Organspendenregister online geschehen. Das Register ist für Transplantationszentren zugänglich und hilft, die Entscheidung des Verstorbenen schnell und rechtssicher zu ermitteln, Eine Änderung oder der Widerruf der Organspende sind übrigens jederzeit möglich. Liegt keine Entscheidung vor, müssen die Angehörigen im Todesfall eine Entscheidung im Sinne des Verstorbenen treffen. „Trotz intensiver Aufklärungskampagnen bleibt die Zahl der Organspender in Deutschland sehr niedrig“, so Dr. Hoppe, „2023 gab es 913 Organspender, die insgesamt 2.788 Organe gespendet haben. Auf der Warteliste für eine Organtransplantation stehen jedoch rund 8.500 Menschen, was zeigt, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt.“ Wichtig sei es, den Menschen mit Ängsten und Bedenken in Bezug auf eine Organspende durch eine entsprechende Aufklärung die Unsicherheit zu nehmen. „Viele Menschen befürchten, dass medizinisches Personal bei einem Unfall oder einer schweren Krankheit nicht alles tun könnte, um ihr Leben zu retten. Eine weitere Ungewissheit herrscht über die Definition des Hirntods. Einige haben Angst, dass sie für tot erklärt werden könnten, obwohl dieser Zustand noch nicht eingetreten ist. Die Feststellung des sogenannten „Hirntodes“ als Voraussetzung für eine potentielle Organspende in Deutschland ist deutlich komplexer und ausführlicher als jede andere Todesfeststellung und wird von mehreren Fachärzten durchgeführt. Ohne diese Voraussetzung ist eine Organentnahme gar nicht möglich.
Dr. Judith Hoppe engagiert sich als Transplantationsbeauftrage im St. Marien-Hospital Lüdinghausen sehr für das Thema Organspende: Mit Vorträgen und Informationsveranstaltungen möchte sie den Menschen die Angst vor dem Unbekannten nehmen, damit leichter eine Entscheidung getroffen und dokumentiert werden kann. Zu den am häufigsten gespendeten Organen gehören die Nieren, auch Leber, Herz, Lunge, Darm und Bauchspeicheldrüse können gespendet werden, ebenso sind Gewebespenden von Hornhaut, Herzklappen, Haut, Blutgefäße und Knochengewebe möglich. „Jede Organspende - und dabei gibt es keine obere Altersgrenze - kann Leben retten und die Lebensqualität von schwerkranken Menschen erheblich verbessern", betont Dr. Hoppe. „Die Frage nach der eigenen Bereitschaft, nach dem Tod Organe und Gewebe zu spenden, ist eine persönliche und bedeutende Entscheidung. Deshalb ist es so wichtig, dass wir alle uns mit diesem Thema auseinandersetzen und unsere Entscheidungen klar kommunizieren und im besten Fall dokumentieren, damit unsere Angehörigen im Fall der Fälle nicht mit dieser Entscheidung alleine sind.“